Newsletter #4 – 2016

So, im Anschluss an unser inspirierendes Vorbereitungs- und Internationalisierungstreffen, mit gut 200 Menschen aus Tschechien, Polen, Belgien, Frankreich, Spanien, Schweden, Niederlande, Österreich, Norwegen, Dänemark und Nigeria, gibt’s jetzt viel Neues rund um Ende Gelände 2016. Dieser Newsletter ist ein wenig lang geworden, also sucht euch einfach die Punkte raus, die euch interessieren. Die zentrale Message lässt sich auch auf einen Satz herunterbrechen: Wir wollen eine Bewegung sein, die diesen Namen verdient und dafür brauchen wir Eure Hilfe!

  1. Zeit für Mobi
  2. Neue Homepage
  3. Kommende Termine
  4. Übersetzer*innen gesucht
  5. Neues von Vattenfalls Verkaufsversuchen
  6. Eine globale Bewegung

1. Helft uns das Interesse der Menschen um euch herum zu wecken

Gute 10 Wochen noch, dann heißt es Ende Gelände in der Lausitz. Damit wir an Pfingsten auch ganz viele Menschen werden, müssen wir jetzt anfangen kräftig zu mobilisieren.

I) Dafür haben wir schicke Plakate und Flyer gebastelt. Also kleistert eure Unis, Schulen, Kneipen, Bioläden, Jugend- und Stadtteilzentren, Anwalts- und Arztpraxen damit zu! Und verteilt unsere Flyer wo auch immer Menschen mit potentiellem Interesse an klimapolitscher Praxis zusammenkommen. Das Material gibt es in Deutsch und Englisch und kann kostenlos (aber gerne gegen Spende) bestellt werden unter: mobimaterial@ende-gelaende.org

II) Und außerdem brauchen wir eure Unterstützung: Bitte helft uns dabei, Mobi- & Info-Veranstaltungen in Euren Städten zu organisieren! Dafür braucht es nicht mehr als einen Raum und ein bisschen Werbung in Euren lokalen Bezügen. Falls ihr zufällig keine Lust habt vor einer größeren, oder kleineren, Gruppe ein flammendes Plädoyer für ungehorsamen Klimaaktivismus zu schwingen, kein Problem. Für diesen Part hat sich eine Gruppe von Menschen aus dem Bündnis gefunden, die für Veranstaltungen als Referent*innen zu Euch kommen würden. Darüber hinaus haben wir eine ausführliche EndeGelände-Mobi-Präsentation gebastelt, und natürlich gibt es haufenweise Flyer, Plakate und Sticker. Auch für die enstehenden Kosten (Fahrten, Porto etc.) kommt selbstverständlich das Bündnis auf, sofern das die/der jeweilige Veranstalter*in nicht selber tragen kann oder will.

Also, holen wir die Menschen weg von ihren Bildschirmen und hinein in die Grube! Schreibt uns unter: veranstaltungen@ende-gelaende.org

Kleine Ergänzung: Solltet ihr mit eurem Willen zu handeln noch etwas allein dastehen – und traut euch deshalb nicht unbedingt zu eine Mobi-Veranstaltung zu organisieren – schreibt uns trotzdem. Dann können wir vielleicht einen Kontakt herstellen zu anderen Aktiven aus eurer Region, sodass ihr gemeinsam etwas auf die Beine stellen könnt!

2. Unsere neue Homepage

Unsere Homepage ist fertig – Hoorey! Dort wird nun hoffentlich auf einen Klick ersichtlich, worum es uns eigentlich geht. Das Bündnis erklärt klar und deutlich, warum wir an Pfingsten in die Grube gehen, und was wir dort wollen. Wer mit uns das Lausitzer Braunkohlerevier stilllegen will, hält sich Pfingsten frei und wer kann, hilft vorher noch bei der Organisation! Einbringen kann mensch sich auf vielen Wegen. Hier gibts die Kontakt Adressen.

Zurzeit laufen in vielen Städten Events zur Mobilisierung: Auf der Website gibt es auch eine Terminübersicht von Treffen verschiedener Ende-Gelände Gruppen und anderen interessanten Veranstaltungen. Und es gibt Potenzial für noch mehr (siehe unten).

Wir haben große Pläne für die Homepage. Wie organisiere ich ein Ende-Gelände-Event in meiner Stadt? Wo sind andere Ende-Geländistas in meiner Umgebung? Diese und weitere Ideen stehen auf dem Plan, Hilfe ist dabei herzlichst Willkommen. Kontakte zu dem Homepage-team (und allen anderen Verantwortungsbereichen) sind nun zu finden auf… der Homepage!

3. Haufenweise kommende Klima-Termine

Das wichtigste zuerst: Am 12./13. März findet das nächste große Ende Gelände Treffen in Berlin statt. Es gibt noch viele Möglichkeiten, euch einzubringen. Genaue Ort und Zeit werden auf der Homepage veröffentlicht.

Auf unserer Homepage findet ihr darüber hinaus bereits über 20 Veranstaltungen in vielen Städten.

Wir suchen Übersetzer*innen
Du sprichst mehrere Sprachen, hast ein feines Auge für Sprachliches und Lust, mitzuwirken an der Erweckung einer internationalen Klimabewegung? Wir erweiteren unseren Pool von ehrenamtlichen Übersetzer*innen, die uns helfen, unsere Inhalte mit möglichst vielen interessierten Menschen zu teilen. Sprachen die für uns besonders interessant sind: Englisch, Französisch, Polnisch, Tschechisch.

Schickt einfach eine kurze Mail mit einer Ansage, in welche Richtung(en) ihr übersetzen oder korrekturlesen mögt, an international@ende-gelaende.org.

4. Neues von Vattenfalls Verkaufsversuchen

Bekanntlich will Vattenfall seine Braunkohleaktivitäten in Brandenburg und Sachsen verkaufen, doch an wen und für wieviel? Der schwedische Staatskonzern hoffte auf einen Verkaufspreis von 2-4 Milliarden €. Feststeht, der Verkauf wird weit weniger einbringen. Dennoch, je höher der schlussendlich erzielte Betrag, desto mehr Widerstand wird nötig sein, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht. Denn eine große Investition bedeutet die Erwartung zukünftiger Einkünfte aus der Braunkohleverstromung. Ein niedriger Preis oder gar ein Scheitern des Verkaufs würden bedeuten: Die Braunkohle ist wirtschaftlich am Ende. Das wäre nicht nur ein Sieg der Vernunft, sondern würde auch Möglichkeiten eröffnen, endlich einen nachhaltigen und langfristigen Strukturwandel in der Region voranzutreiben.

Das sollte eigentlich auch der Steag klar sein, ein westdeutsches Stadtwerke-Konsortium, welches sich für Vattenfalls Braunkohle interessiert. Und in den Städten, deren Stadtwerke an der Steag beteiligt sind, rumort es bereits. In Bochum, Essen und Oberhausen haben sich die Stadträte gegen den Kauf der Vattenfall-Braunkohle gestellt, in Duisburg der Umweltausschuß. In Duisburg, Dortmund und Dinslaken wurden Unterschriften gegen eine Beteiligung unter anderem an die Oberbürgermeister übergeben. In Essen demonstrierten am 19. Februar Aktivisten und Kommunalpolitiker*innen vor der Steag-Zentrale.

Es sind nicht nur die Unternehmen, die sich der klimapolitischen Realität verweigern. Auch einige Gewerkschaftler*innen halten fest an dem überholten Modell einer zerstörerischen Energieform. Hervor tut sich zum Beispiel der sächsische Landesvorsitzende der IGBCE, der noch vor einigen Monaten in der Leipziger Volkszeitung kundtat, dass er sich Sachsen ohne die Braunkohle nicht vorstellen könne. An dieser Vorstellung sollten die Gewerkschaften schleunigst arbeiten anstatt den notwendigen Strukturwandel zu verschleppen. #NoJobsOnADeadPlanet

Am Preis wird sich also zeigen, ob die Investoren weiterhin in ihrer fossilen Märchenwelt leben oder in der Energiewende angekommen sind. Im Mai fahren wir in die Lausitz und machen deutlich: Es wird keine Ruhe um die Braunkohle geben, bevor nicht der letzte Tagebau stillgelegt ist. Damit wird jede Investition zu einem unkalkulierbaren Risiko. Noch ist nicht ausgeschlossen, dass sich Vattenfall eines besseren besinnt und selbst Verantwortung übernimmt für Folgeschäden und Klimabilanz der Braunkohle.

5. Zeit für Ungehorsam – kleine Geschichten aus der globalen Bewegung

„Civil disobedience is not our problem. Our problem is civil obedience.“ – Howard Zinn –

Wir sind überall. Und überall müssen wir sein; um die Infrastruktur der Klimakatastrophe zu blockieren, um die blinde Akkumulation der kapitalistischen Maschiene zu stoppen. Was wir brauchen, ist weltweiter ziviler Ungehorsam gegen die ungebremste Zerstörung, gegen die menschenverachtende Ausbeutung. Unser Aufstand steckt noch in den Kinderschuhen, doch kleine Lichter sind es, die uns einen Weg aufzeigen. In diesem Sinne: Drei kleine Geschichten aus dem globalen Ungehorsam.

Vor wenigen Wochen endete der Prozess der sogenannten Delta 5 mit einem durchaus erfreulichen Ergebnis. Für ihren zivilen Ungehorsam wurden die Fünf weder zu Haft- noch zu Geldstrafen verurteilt. Sie standen vor Gericht, weil sie im September 2014 im amerikanischen Staat Washington einen Öl-Zug blockiert hatten. Dieser Zug war beladen mit hochexplosiven Bakken-oil aus den nordamerikanischen Fracking Gebieten. Mit ihrer Aktion, eine Blockade, die erst nach 8-Stunden von der Polizei aufgelöst werden konnte (well done!), stellten sie nach eigener Aussage ihre Körper der Bedrohung des Klimas durch fossile Energien entgegen.

Die Delta 5 legten ihr Schuldfreiheit auf Basis einer „necessity defense“ dar; dass ist sozusagen der Klassiker in Gerichtsverhandlungen um zivilen Ungehorsam. Eine necessity defense argumentiert, dass die vermeintliche Straftat gerechtfertig ist, weil sie begangen wurde, um größeres Unrecht zu verhindern. Damit war Delta 5-Prozess eine Art Premiere, da in ihm zum ersten Mal in den USA über die Rechtmäßigkeit von zivilen Ungehorsam in Kontext von Klimawandel verhandelt wurde.

Obwohl der werte Richter sich nicht zu einem Freispruch durchringen konnte, fand er doch ein paar nette Worte für die Angeklagten; diese seien in seinen Augen „Teil der Lösung zum Problem des Klimawandels“ und „ehrlicherweise, die Art von aufrechten Verfechtern des Guten, die dieses Land braucht“. Immerhin. Unsere Glückswünsche den fünf Aktivist*innen, mögen sie viele Nachahmungstäter*innen inspirieren.

Wiederum in den USA haben vor wenigen Tagen über hundert Klimaktivist*innen eine Auktion von Öl- und Gas-Förderrechten gehörig durcheinandergebracht. Unter dem schmeichelhaften Namen „Klima-Auktion“ wurde unsere kollektive Zukunft an die Höchstbietenden verschachert; mehrere hundert Quadratkilometer öffentliches Land, mit geschätzen 1.9 Millionen Tonnen CO² in Form von Öl- und Gasvorkommen, für die Fracking-Industrie. Die Aktivist*innen beendeten ihre Aktion mit einem Versprechen, wir kommen wieder bis die Vergabe von neuen Förderlizenzen für Fossile endgültig eingestampft wird. #KeepItInTheFuckingGround

Dass sie bald wiederkommen mögen, wünschen wir auch unseren britischen Freund*innen von PlaneStupid. Mitlerweile bekannt als die Heathrow 13, hatten sie im Juli vergangenen Jahres eine Startbahn des Londoner Flughafens Heathrow besetzt. Ihre sechsstündige Blockade sorgte für etwas Unruhe am Flughafen, sodass, unglücklicherweise, ein Haufen Flüge gestrichen werden musste; Solidarität den unfreiwilligen Opfern des Klimawandels kann mensch da nur sagen. Nun werden die Dreizehn wegen schweren Hausfriedensbruchs angeklagt. Wie die Delta 5 halten auch sie die Notwendigkeit ihres Handels hoch, denn der geplante Ausbau des Flughafen, und der explodierende Flugverkehr als Ganzes, ist schlichtweg unvereinbar mit notwendigem Klimaschutz.

Vor wenigen Worchen wuden die dreizehn Klimaaaktivist*innen für schuldig erklärt und ihnen wurde angeraten, sich auf Gefängnisstrafen einzustellen. Wir waren bestürzt zu hören, dass Menschen, die in friedvoller Weise gegen das Befeuern einer todbringende Klimakatastrophe protestieren, nun inhaftiert werden sollen. Doch zum Glück ist dies nicht das Ende der Geschichte. Am letzten Prozesstag, dem 24. Februar, verurteilte die Richterin die Angeklagten zwar zu einer sechswöchigen Haftstrafe, diese wurde jedoch für ein Jahr ausgesetzt. Sprich, unseren Freund*innen kommen erstmal nicht ins Gefängnis. Ich denke, das lässt sich durchaus als kleiner Sieg für die ungehorsame Klimabewegung verbuchen.

Die Heathrow 13 haben das getan von dem wir glauben, dass es getan werden muss: Das Besetzen und Blockieren der größten Treibhausgasquellen, seien sie Kohlekraftwerke, Tierfabriken oder Flughäfen. Die Orte der Maßlosigkeit sind stillzulegen, und das bleibt Handarbeit.

Leave the coal in the hole
Leave the planes on the ground
And Freedom to all climate defenders!

Auf geht’s, ab geht’s – Ende Gelände!

Viele Grüße, die Newsletter-Redaktion


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